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Channel: Kommentare zu: Reproduktive Rechte auf die Agenda setzen
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Von: Charlene

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Die Situation in Deutschland ist nicht gut. Keine Frage.
Rezeptfreiheit bringt aber eben auch Probleme mit sich, da es dann auch keine direkte Wahlfreiheit wird. Soweit mir bekannt, was hier auch geschrieben wurde (und leider vertauscht, wurde berichtigt) handelt es sich bei den rezeptfreien Pillen danach um reine Levonorgestrel-Präparate. Das neue Präparat, die sogenannte Pille für 5 Tage danach, steht überall unter Rezeptpflicht.
Eine verantwortungsvolle Ärztin entscheidet mit der Patientin, welches Präparat angebracht ist. Nicht nur die längere Wirkung, die aber mit der Zeit auch abfällt, sondern eben auch die Wirkung auf eine befruchtete Eizelle, die Verhinderung der Nidation ist wichtig. Sicher ist es unwissenschaftlich Pi mal Daumen zu schätzen, ob ein Eisprung stattfand, es sei denn frau betreibt NFP. Aber Tendenzen ergeben sich schon. Gerade wenn eine Schwangerschaft vermieden werden soll, auf jeden Fall, sehr junge Frauen, Gewalt, überhaupt kein Kinderwunsch, ist es in meinen Augen verantwortungsvoller in der Regel das neue Präparat zu verschreiben. Und das gibt es nirgendwo ohne Rezept.

Ein anderes Problem ist die Spirale danach. 99% bis zu 5 Tage danach, diesen Wert erhält keine der PD selbst wenn sie unmittelbar nach dem Verkehr genommen wird. In vielen Fällen ist sie rein theoretisch Methode der ersten Wahl. Und schätzungsweise 80% der Frauen kann eine handelsübliche Spirale gesetzt werden, bei wohl über 15% geht eine Sonderausführung oder Kupferkette ohne Probleme. Irgendwo zwischen 1% und 5% ist keine Spirale möglich.Aus medizinischen Gründen oder weil die Patientin sie aus ethischen Gründen ablehnt.

Leider ist es schwer, diese Spirale zu bekommen, gerade bei jungen Frauen. Die Richtlinien sind eindeutig, für Ärzte ist es aber wirtschaftlich attraktiver, Frauen zur Pille zu überreden. Eine Notfallspirale kann 3-10 Jahre liegen bleiben, da geht der bekannten Firma einiges an Umatz verloren. Es ist ein Spießrutenlauf einen Arzt zu finden, der ohne weiteres bereit ist, kurzfristig die Spirale danach zu legen.

Frau hat dann, falls sie nicht schon langfristig Vorabklärungen getroffen hat, die Wahl zwischen Pille danach im Krankenhaus/Bereitschaftsdienst/normale Praxis oder zu hoffen, dass sie doch später jemanden findet, der die Spirale danach setzt. Immerhin besteht derzeit die Hoffnung, dass sie in ihrer Not an einen Arzt gelangt, der mit ihr auch die Möglichkeit einer Spirale danach diskutiert. In einigen Kliniken, eher wenigen, ist dies sogar möglich, wenn sie am Wochenende kommt. Mit der Logik, dass wenn die Spirale danach doch nicht möglich sein sollte, sofort die PD verschrieben werden kann.

Ist dann die Befreiung der PD von der Rezeptpflicht, nur des einen Präparates, der richtige Weg? Nein, ich glaube wichtiger wäre es, ein Netz, dank Internet heute einfach möglich, zu erstellen, wo frau garantiert ihre Notfallverhütung bekommt, und zwar alle Methoden. Ideal wäre, wenn die Politik ihre Verantwortung wahrnehmen würde und in unterversorgten Gebieten Einrichtungen dafür fördern würde. Kombination mit AIDS-Hilfe, Zentren für ambulanten Schwangerschaftsabbruch etc. wäre möglich.

Fakt, die aktuelle Situation ist unbefriedigend. Wird mit der rezeptreiene Abgabe der PD sie weniger unbefriedigend? Spatz in der Hand statt Taube auf dem Dach? Oder sollte nicht die Energie lieber dahingehend investiert werden, dass Frauen die richtigen Anlaufstelle finden. Und nicht aus versehen in katholischen Krankenhäusern landen?


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